Gemäss Duden ist ein Vorbild eine „Person oder Sache, die als [idealisiertes] Muster, als Beispiel angesehen wird, nach dem man sich richtet“.
Vorbilder begleiten uns ein Leben lang, prägen unsere Lerngeschichte, unser Verhalten und geben Impulse für unsere weiteren Schritte. Nicht selten polarisieren und reiben sie aber auch, da nicht alles an ihnen unseren Erwartungen oder Vorstellungen entspricht. Welche Vorbilder haben Sie geprägt? Und welche (inneren) Bilder verbinden Sie mit ihnen? Aus unserer eigenen Erfahrung prägen uns Vorbilder im Verhalten und im Wirken. Wir kopieren Verhaltensweisen von unseren Vorbildern oder orientieren uns an ihnen. Sie können uns motivieren oder geben uns wertvolle Inputs mit, an die wir uns unter Umständen ein Leben lang erinnern werden – denken Sie dabei an ihre Eltern, ihren Vorgesetzten und noch viele weitere Vorbilder.
In unserem LP3 Modell stellt das Thema Vorbild eine eigene Dimension dar. In diesem Zusammenhang wird darunter konkret eine Führungskraft verstanden, die als gutes oder schlechtes Beispiel vorangeht. Dieses Vorangehen ist es denn auch, was den Vorbild-Charakter einer Führungskraft ausmacht. Die Mitarbeitenden orientieren sich automatisch daran, unabhängig ob sie dies beabsichtigen oder nicht. Somit überträgt sich das Verhalten der Führungskräfte unmittelbar auf die Ebene der Mitarbeitenden. Ein kleines Beispiel dazu: Wenn der Verkaufsleiter von seiner Verkaufs-Mannschaft fordert, dass sie das CRM gemäss vorgegebener Kriterien führt (also alle Kunden-Daten, Termine usw. einträgt), so sollte er dies auch tun. Unterlässt er dies, werden sich die Mitarbeitenden mit der Zeit ebenfalls wenig Mühe dabei geben. Dies bedeutet, dass das Vorbild nicht vorlebt, was zu tun ist und sich die Mitarbeitenden künftig an diesem Verhalten orientieren werden. Würden wir jetzt das Zeitrad einige Monate nach vorne drehen und die Datenqualität im CRM überprüfen, so würden wir feststellen, dass sich die Qualität und Quantität verringert hat. Dies würde aufzeigen, dass die Mitarbeitenden dem Verhalten der Führungskraft folgten.
Als Führungskraft Vorbild zu sein, heisst unter anderem für uns Verantwortung für das eigene Verhalten und für das Verhalten der Mitarbeitenden und deren Leistung im Rahmen des Unternehmenskontextes zu übernehmen. Eine Führungskraft orientiert sich dabei an der vorgegebenen Strategie, der Unternehmens-Philosophie, dem Leitbild, den Führungsgrundsätzen, den Verhaltensregeln, den Zusammenarbeitsregeln, den Erfolgsfaktoren, den Werten und den vorgegebenen Prozessen. All diese Vorgaben schaffen die Rahmenbedingungen, die eine Führungskraft kraftvoll vertreten und innerhalb derer sie sich als Vorbild bewegen muss. Als Führungskraft integriere ich diese Vorgaben in mein tägliches Wirken und verhalte mich loyal und integer. Ich gehe also voran, bin mir dieser Verantwortung «Vorbild zu sein» bewusst, kenne meine Rolle und kann die Unternehmung (in allen oben genannten Aspekten) sowohl gegenüber meinen Mitarbeitenden, als auch nach aussen angemessen vertreten. Dieses Bewusstsein / Rollenbewusstsein zu leben, immer als Vorbild zu handeln, ist aus unserer Erfahrung ein sehr hoher Anspruch, der die Führungskräfte tagtäglich aufs Neue prüft. Damit es einer Führungskraft nachhaltig gelingt, die Vorbildfunktion zu leben, benötigt sie regemässige Rückmeldungen auf die Frage «Wie wird meine Wirkung als Vorbild in der Organisation wahrgenommen?». Ob Führungskräfte auf diese Frage aktiv Rückmeldung einholen ist abhängig von der Führungskultur; die Qualität der Rückmeldungen abhängig davon, wie eine Führungskraft ihre Mitarbeitenden darin anleitet.
Die Selbstreflexion steht beim LP3 Modell im Zentrum. Das bedeutet, dass die Führungskräfte ihre Vorbildfunktion stetig überprüfen und sich selber reflektieren muss. Dazu können nachfolgende Fragen hilfreich sein:
- Ist mir meine Rolle klar und bin ich mir deren Wirkung als Führungskraft bewusst?
- Trete ich selbstbewusst und authentisch auf?
- Können meine Mitarbeitenden mein Verhalten, meine Reaktionen einstufen und kennen Sie meine Werte?
- Verhalte ich mich so, wie es die Unternehmensgrundlagen (Leitbild, Philosophie etc., siehe oben) vorgeben?
- Bin ich loyal und integer?
- Ist mein Verhalten für meine Mitarbeitenden inspirierend, orientieren Sie sich an meinem Tun und Verhalten?
Mit diesen Fragen zur Reflexion möchten wir Sie dazu anregen Ihren Vorbild-Funktion zu überprüfen und sich z.B. in einem Einzelcoaching über Ihre Ansprüche, Ihre Erwartungen, aber auch über die Erwartungen Ihrer Umgebung an Sie als Vorbild klar zu werden. Des Weiteren werden wir ihre Vorbilder und ihre inneren Bilder im Zusammenhang mit ihren Vorbildern überprüfen und die gesammelten Erfahrungen entsprechend in Ihren Lösungskontext integrieren. Gerne unterstützen wir Sie dabei.
Was ein gutes Vorbild ausmacht und wie die Dimension Vorbild im LP3 zusammengefasst aussieht, werden in der nachfolgenden Video-Sequenz sehr schön veranschaulicht. Diese möchten wir Ihnen daher empfehlen. Video Following Leaders.
Viel Spass beim Reinsehen.
Wie denkt die Inhaberin Nadine Waldvogel über das Thema „Vorbild“
In meinem Leben bin ich in verschiedenen Bereichen in unterschiedlichen Rollen unterwegs. So im beruflichen Kontext als Inhaberin, als Vorgesetzte und als Sparringpartner und im privaten Bereich als Partnerin und Patchwork-Mami. In all diesen unterschiedlichen Rollen werden verschiedenste Vorbild-Erwartungen an mich gerichtet. Ich persönlich finde den Anspruch, als stetiges Vorbild voran zu gehen, sehr hoch und empfinde insbesondere unausgesprochene Erwartungen als grosse Herausforderung. Gerade meine Kunden im Coaching- und Beratungssetting erkundigen sich denn auch häufig, wie ich meine Vorbildfunktion lebe, reflektiere und wie ich konkret mit entsprechenden Eigen- und Fremderwartungen umgehe. Wenn die Fragestellung auf Selbst- und Ressourcenmanagement abzielt, beachten sie sehr genau, wie ich funktioniere und ob ich das, was ich rate auch selbst umsetze.
Meine „besten Rückmelder“ sind die Kinder in meinem Umfeld und Vertrauenspersonen, die sehr schnell, unverblümt und direkt mein Verhalten spiegeln. Gerade dann, wenn ich etwas tue, das nicht meinen Werten entspricht.
Natürlich trage auch ich Bilder von Vorbildern in mir, an denen ich mich orientiere und die mir Kraft geben. Ich bin dankbar für die Rückmeldungen aus meinem Umfeld in Bezug auf meine Vorbildfunktion, denn diese geben mir eine Möglichkeit mich zu reflektieren und mein Verhalten anzupassen, sofern dies für mich stimmig ist.