Noch bevor die letzte Reorganisation abgeschlossen ist, steht schon die nächste an… Das System, welches die letzten fünf Jahre tadellos funktioniert hat, wird von einem Tag auf den anderen durch ein komplett neues Tool ersetzt… Der Lieblingsarbeitskollege arbeitet neuerdings von zu Hause aus, dafür sitzt nebenan nun die neue Chefin, welche vor zwei Wochen angefangen hat… Die (Arbeits-)Welt dreht immer schneller, wer nicht anpassungsfähig ist, droht den Anschluss zu verlieren. Gerne geben wir Ihnen heute einige Inputs, wie Sie Ihren «Anpassungsfähigkeits-Quotienten» erhöhen können und beleuchten, auf was Führungskräfte achten sollten.
Lange Zeit suchten Firmen nach Mitarbeitenden und Führungskräften, welche primär intelligent und charismatisch waren. Selbstverständlich sind das Qualitäten, welche in der Arbeitswelt weiterhin förderlich sind. Immer häufiger wird neben dem IQ (Intelligenzquotient) und dem EQ (Emotionale Intelligenz) aber auch der AQ (Anpassungsfähigkeitsquotient) genannt. Dieser beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, sich an Veränderungen, neue Umstände und Unsicherheiten anzupassen und die damit verbundenen Möglichkeiten aktiv zu nutzen.
Nun wissen wir bereits aus der Evolution, dass die Anpassungsfähigkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Wäre die Menschheit nicht anpassungsfähig, wären wir nicht mehr hier. Da sich die (Arbeits-)Welt in den letzten Jahren immer schneller dreht, erhält die Anpassungsfähigkeit in diesem Bereich aber eine neue Wichtigkeit.
Tipps zur Steigerung des AQ
Natalie Fratto ist Autorin und Technologie-Investorin. Als solche sucht sie nach Startups, in welche sie investieren kann. Bei ihren Investitionen achte sie weniger auf den IQ oder EQ der Startup-Gründer:innen, sondern primär auf deren AQ, erzählt sie im TED-Talk. In ihrer Präsentation verrät Fratto drei Tricks, welche sie nutzt, um die Anpassungsfähigkeit von Gründern zu beurteilen.
- «Was wenn»-Fragen: Anstatt in die Vergangenheit zu blicken, sei es spannender zu sehen, wie eine Person in einer möglichen künftigen Situation reagieren würde. Sie frage also nicht nach vergangenen Heldentaten, sondern stelle «Was wenn»-Fragen, z.B. «Was wenn Ihre Haupteinnahmequelle über Nacht versiegt?» oder «Was wenn eine Hitzewelle jeden Kunden davon abhält, Ihren Laden zu besuchen?» Diese Art von Fragen zwinge das Gehirn zu simulieren und sich verschiedene Versionen der Zukunft vorzustellen. Das sage viel mehr über eine Person aus, als wenn diese aus ihrer Vergangenheit erzähle.
- Aktives Verlernen: Fratto sucht nach Personen, welche das Bekannte in Frage stellen und in der Lage sind, das bisherige Wissen «zu überschreiben». Fratto vergleicht dieses Verhalten mit einem Computer, der gerade zurückgesetzt und neu formatiert wird. Als Beispiel nennt sie den amerikanischen Ingenieur und YouTuber Destin Sandlin, der sein Fahrrad so umbaute, dass es nach links fuhr, wenn er nach rechts lenkte (und umgekehrt). Bis er das Gefährt einigermassen lenken konnte, dauerte es acht Monate. Dass es Destin gelungen sei, das «normale» Radfahren zu verlernen und eine neue Fahrart zu lernen, zeige wie grossartig unsere Anpassungsfähigkeit sein könne und dass wir Menschen die Chance hätten, diese mit Hingabe und harter Arbeit zu verbessern.
- Entdecken über Ausnutzen: Ein verbreitetes Muster ist, den bisherigen Erfolg auszukosten und «zu ernten». Menschen beschränken sich dabei auf das «Ausnutzen» des bisherigen Business-Modells. Das kann mittelfristig durchaus erfolgreich sein. Langfristig seien aber Menschen erfolgreicher, die Entdeckergeist mitbringen, sowohl im Leben als auch im Unternehmen. Fratto beschreibt die Entdeckung als «Zustand ständiger Suche». Man dürfe sich «niemals in die Gewinne verlieben», sondern müsse immer gewappnet sein, was als nächstes das Geschäftsmodell zerstören könnte.
Diese drei Punkte können nicht nur Vorgesetzten dabei helfen, die passenden Mitarbeitenden zu finden. Sie können auch jeden und jede dabei unterstützen, den eigenen AQ zu testen und zu erhöhen. Mit Simulationen (Punkt 1) zu üben, sei beispielsweise ein sicheres Testgebiet, um die eigene Anpassungsfähigkeit zu verbessern, sagt Natalie Fratto. Sie weist in ihrem Talk auch darauf hin, dass man sich nicht entmutigen lassen solle, wenn die Entwicklung etwas länger dauere – und verweist dabei auf Ingenieur Sandlin, der acht Monate brauchte um nur schon das (verkehrte) Radfahren wieder zu erlernen.
Menschen ticken unterschiedlich
Wichtig erscheint uns, dass Führungskräfte sich auch bewusst sind, dass nicht alle Menschen gleich funktionieren. Während es den einen einfacher fällt, die Anpassungsfähigkeit zu erhöhen, haben andere mehr Mühe damit. Wenn diese Personen nicht abgeholt werden, droht schnell die Überforderung. Für den Erfolg von Veränderungsprozessen ist es daher entscheidend, dass sich Führungskräfte bewusst sind, über welches Level der Anpassungsfähigkeit ihr Team verfügt und dass sie die Mitarbeitenden entsprechend begleiten.
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