Die Pandemie scheint einerseits schon weit weg: Veranstaltungen finden wieder statt, Maskenpflicht ist kaum noch ein Thema und über Isolation bei einer Erkrankung wird seltener gesprochen. Andererseits begegnen wir dem Thema Long Covid immer häufiger: Menschen, welche plötzlich ihre Leistung nicht mehr erbringen können, müde sind oder beispielsweise nach zwei Stunden Konzentration mit Kopfschmerzen aufgeben müssen. Was bedeutet dies für die Betroffenen und was können Führungskräfte tun?

Wir haben den Artikel von HR Today vom 12.06.2024 als Anlass genommen, uns erneut mit dem Thema zu beschäftigen. Durch unsere Begleitungen haben wir vertiefte Einblicke in die Auswirkungen bei Organisationen mit betroffenen Mitarbeitenden. Folgende Themen werden im Artikel von HR Today aufgegriffen:

  • Diagnose & Behandlung: Long Covid führt zu vielfältigen Symptomen wie chronischer Müdigkeit und neurologischen Problemen, was die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt.
  • Unsicherheit & Fehlzeiten: Mitarbeitende mit Long Covid benötigen oft längere Fehlzeiten und spezifische Unterstützung während der Diagnosephase.
  • Flexible Richtlinien: HR-Abteilungen sollten flexible Richtlinien einführen, um betroffene Mitarbeitende optimal zu unterstützen.
  • Führungskräfte & Kultur: Die Rolle der Führungskräfte und eine offene Unternehmenskultur sind entscheidend für die Integration und Unterstützung von Langzeiterkrankten.

Long Covid stellt für die Betroffenen eine grosse Herausforderung dar. Die langanhaltenden Symptome können die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz erheblich beeinträchtigen. Unternehmen sind gefordert, geeignete Massnahmen zu ergreifen, um betroffene Mitarbeiter:innen zu unterstützen und deren Gesundheit zu fördern. Einer unserer betroffenen Kund:innen hat ihre hohe Proaktivität, die Akzeptanz ihrer aktuellen möglichen Leistungserbringung und die Unterstützung im Prozess im Rahmen des Jobcoachings sehr geholfen (Link zum ganzen Referenzbericht). Leider war im erwähnten Fall die Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber nicht mehr möglich. Ein wichtiger Teil im Coaching war aus unserer Sicht der Wiederaufbau des Selbstvertrauens. Dies hat stark dazu beigetragen, dass sich die Kundin wieder aktiv in den beruflichen Prozess begeben konnte.

Umgang mit Long Covid in der Praxis

Der Umgang mit Long Covid erfordert ein hohes Mass an Verständnis und Flexibilität seitens der Arbeitgebenden. Individuelle Arbeitsmodelle, wie reduzierte Arbeitszeiten oder Homeoffice-Optionen, können helfen die Arbeitsbelastung anzupassen. Zudem ist eine enge Zusammenarbeit mit medizinischen Fachkräften wichtig, um den Genesungsprozess optimal zu unterstützen. Hier könnte beispielsweise ein Case-Management oder ein Jobcoaching im Rahmen der beruflichen Integration sehr hilfreich sein, da den HR-Mitarbeitenden oft die Zeit für eine enge Begleitung fehlt.

Digitalisierung als Unterstützung

Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten, um Long Covid-Betroffene am Arbeitsplatz zu unterstützen. Digitale Gesundheitsanwendungen können dabei helfen, Symptome zu überwachen und Therapiefortschritte zu dokumentieren. Ebenso ermöglichen digitale Kommunikationstools eine flexible Arbeitsgestaltung und erleichtern die Einbindung ins Team, auch wenn physische Anwesenheit nicht möglich ist. Weiter können Coachings als Unterstützung für die Betroffenen virtuell erfolgen, was Reisezeiten einspart und somit die vorhandene Energie gezielt für die Arbeit sowie das Coaching selbst eingesetzt werden kann. Je nach Tätigkeit ermöglicht die Digitalisierung allenfalls ein grösseres Mass an Homeoffice, damit Betroffene die Möglichkeit haben, schrittweise wieder zurück in ihr Berufsalltag zu finden.

Was können Führungskräfte tun?

Wenn Sie als Führungskraft aktiv zuhören und mit dem Mitarbeitenden realistische Zielsetzungen vereinbaren, welche zu Erfolgserlebnissen führen, kann dies sehr hilfreich sein. Warum? Einerseits stärken Erfolgserlebnisse das Selbstvertrauen und die Mitarbeitenden merken, dass sie trotz der schwierigen Situation eine bestimmte Leistung erbringen können. Andererseits haben Sie als Führungskraft Klarheit darüber, was die Person aktuell erledigen und welche Aufgaben sie übernehmen kann. Dies dient der Ressourcenplanung. Aus unserer Erfahrung ist eine offene und transparente Kommunikation mit den Long Covid-Betroffenen ebenfalls hilfreich. Diese ist bestimmt nicht immer leicht, gerade wenn es darum geht, wie die Aufgaben, welche die Person aufgrund der Erkrankung zurzeit nicht erledigen kann, neu organisiert werden.

Es scheint uns wichtig, dass auch über allfällige Massnahmen (wie z. B. befristete Einstellung eines neuen Mitarbeitenden oder Pensumserhöhung von anderen Mitarbeitenden) offen gesprochen wird. Gedankenexperiment: Was wäre Ihnen selbst als direktbetroffene Person lieber? Wenn Sie im Nachhinein oder durch Zufall erfahren, dass Ihre Aufgaben einer anderen Person zugeteilt wurden, um den Betrieb sicherzustellen oder wenn es Ihnen zu Beginn offen kommuniziert worden wäre? Aus unserer Sicht hilft Klarheit oft, auch wenn diese im ersten Moment manchmal unangenehm ist. Es kann auch eine Entlastung für die Betroffenen darstellen und sie damit unterstützen die nächsten Schritte anzugehen (z.B. weitere gesundheitliche Massnahmen einzuleiten) und sich selbst weniger Druck bezüglich ihrer Arbeitsleistung zu machen etc. Dies wiederum dient dem Genesungsprozess.

Gerne unterstützen wir Sie als Führungskraft, in der Rolle des HR oder als Direkt-Betroffene im Umgang mit diesem herausfordernden Thema.


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