Eine Früchteschale im Pausenraum oder ein Yoga-Angebot über Mittag können sinnvoll und hilfreich sein. Die Anforderungen an das Betriebliche Gesundheitsmanagement sind damit aber bei Weitem noch nicht vollständig erfüllt. Auch anderen Aspekten – wie psychosoziale Gesundheit, Führungskultur und Arbeitszeitgestaltung – muss Beachtung geschenkt werden. Gerne geben wir Ihnen einen Überblick, berichten über Ideen für die Praxis und auch, wie uns selbst das Thema im Alltag beschäftigt.

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) hat zum Ziel, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern. Neben Bewegung und gesunder Ernährung ist auch das Wohlbefinden und damit die psychische Gesundheit ein Thema, welches zum BGM zählt. Basierend auf wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen lassen sich unter anderem folgende Schlüsselthemen identifizieren (Blumentritt et al., 2023):

  • Verhaltensprävention und Gesundheitsförderung: Dieses Thema umfasst Massnahmen zur Förderung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen bei Mitarbeitenden, wie z.B. Bewegung, Ernährung, Suchtprävention.
  • Psychosoziale Gesundheit: Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden ist von zentraler Bedeutung. Stressbewältigung, Resilienztraining und der Umgang mit psychischen Belastungen sind relevante Aspekte.
  • Ergonomie und Arbeitsplatzgestaltung: Ein gesundheitsförderlicher Arbeitsplatz trägt zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei.
  • Führung und Führungskultur: Eine unterstützende Führungskultur kann die Gesundheit der Mitarbeitenden positiv beeinflussen. Idealerweise sind Führungskräfte Vorbilder für Work-Life-Balance und Selbstfürsorge.
  • Arbeitszeitgestaltung und Work-Life-Balance: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sind wichtige Aspekte für die Gesundheit der Mitarbeitenden.

Zu weiteren Themen gehören auch:

  • Die betriebliche Gesundheitsförderung als Teil der Organisationskultur
  • Gesundheitschecks und Präventionsmassnahmen
  • Die regelmässige Evaluation der eingeführten BGM-Massnahmen

Mit ein paar Früchten als gesunde Pausenverpflegung und einem Yoga-Angebot über Mittag ist es also nicht getan. Wohlverstanden, dies sind beides durchaus gesundheitsfördernde Massnahmen und können einen berechtigten Teil eines BGM-Konzepts darstellen, allerdings gilt es auch den anderen oben beschriebenen Aspekten Beachtung zu schenken.

Was bedeutet dies in der Praxis?

Inzwischen gibt es unzählige Workshops und Seminare zu Stressmanagement, Selbstorganisation etc. Diese sind hilfreich und bieten oftmals ein Basiswissen sowie den Raum für Mitarbeitende, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Auch individuelle Coachings oder psychologische Beratungen können hilfreich sein, wenn sich jemand in einer sehr herausfordernden Situation befindet. Solche Settings sind besonders hilfreich für die Reflexion der Situation mit einer Aussenperspektive und das Entwickeln von individuellen Strategien für den Umgang im Alltag, währenddem in Seminaren mehrheitlich auf einer allgemeinen Ebene an Themen gearbeitet wird.

Ein weiterer und ebenso wichtiger Aspekt liegt unserer Erfahrung nach im Praxistransfer. Wie werden die Erkenntnisse und entwickelten Strategien danach nachhaltig im Alltag etabliert? Wie alles, was man neu lernt, braucht auch dies Übung. Ähnlich wie im Sport: Wollen wir einen Marathon laufen, reicht es nicht einmal joggen zu gehen. Wir müssen die Kondition aufbauen und über längere Zeit trainieren.

Vorbildfunktion der Führungskräfte

Im Sinne der Gesundheitsförderung ist auch ein Arbeitsumfeld hilfreich, welches einen offenen Austausch über den Umgang mit Stress oder belastenden Situationen pflegt. Hier wären wir bei der Kultur einer Organisation angelangt. In einer Organisationskultur spielen Führungskräfte oft eine zentrale Rolle. Beispielsweise wird genau hingeschaut, wie sich solche verhalten, zu welchen Zeiten sie Mails bearbeiten, welche Pausen sie sich gönnen, wie sie in Stresssituationen reagieren etc. Mitarbeitende interpretieren teilweise unbewusst Erwartungen aus den Beobachtungen des Verhaltens ihrer Vorgesetzten.

Ein Beispiel zur Arbeitszeitgestaltung: Eine Führungskraft plant für sich regelmässig am Sonntag ein Zeitfenster ein, an welchem sie die kommende Woche plant und einige Aufträge via Mail ans Team weitergibt. Ein:e sehr engagierte:r Mitarbeitende:r könnte interpretieren, dass die Führungskraft sehr viel zu tun hat, er/sie zu wenig unterstützt und nun auch am Sonntag arbeiten sollte. Gut möglich, dass jedoch die Führungskraft dafür am Montag jeweils erst um 10.00 Uhr ihren Arbeitstag startet, vielleicht weil es ihr persönlich energiemässig guttut die Arbeitszeit so zu gestalten. Hier könnte helfen, dies transparent im Team zu kommunizieren und die Erwartung seitens Führungskraft klar zu definieren.

Herausforderungen bei der nw GmbH

Wir sind ein sehr kleines Unternehmen, arbeiten mit Herzblut für unsere Vision und spüren dies im Alltag durch hohes Engagement von allen Mitarbeitenden. Das Thema der Arbeitszeitgestaltung begegnet uns bei der nw GmbH deshalb immer wieder: Viele von uns arbeiten viel, reagieren schnell und manchmal fällt es uns schwer abzuschalten und Pause zu machen.

Als Massnahme haben wir uns schon überlegt, unsere IT-Infrastruktur beispielsweise übers Wochenende zu sperren. Was hätte dies zur Folge? Wir könnten nicht arbeiten und würden Pause machen. Es würde uns jedoch auch eine gewisse Flexibilität nehmen und die Eigenverantwortung schmälern. Bisher haben wir daher davon abgesehen. Wir sprechen das Thema gegenseitig aktiv an und versuchen so unsere individuellen Wege im Umgang damit zu finden und uns gegenseitig im Prozess zu unterstützen.

 

Welchen Herausforderungen begegnen Sie im Alltag?

Kontaktieren Sie uns – und gestalten Sie «neue Wege!»

Gerne unterstützen wir Sie, Ihr Team oder Ihre Organisation im Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement und können dabei sowohl auf der persönlichen Ebene als auch auf der Team-, Führungs- oder Kulturebene ansetzen.

Lernen Sie unsere Angebote in den folgenden Bereichen kennen:

Psychologische Beratung

Coaching

Personal- und Teamentwicklung

Führungsentwicklung

Kulturentwicklung

 

Quellenangabe und weitere interessante Links zum Thema:

Blumentritt, S., Luig, T., Enklaar, A. & Englert, H. (2023). Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) im Laufe der Zeit: Ein Literatur-Review zu evaluierten Interventionen (2000–2020). Prävention und Gesundheitsförderung, 16 – 21

HR Today – Ein erfolgreiches BGM in 12 Schritten

Gesundheitsförderung Schweiz – BGM: Evaluation und Monitoring

Gesundheitsförderung Schweiz – Job-Stress-Index: Stress bei Erwerbstätigen in der Schweiz