Wie kann eine Führungsperson eine positive und produktive Arbeitsumgebung schaffen, in der sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende wachsen und sich weiterentwickeln können? nw-Integrationsberaterin Rahel Dettling gibt Ihnen in diesem Blog-Artikel einen persönlichen Einblick, was Führung für sie bedeutet und was sie sich von ihrer Führungsperson wünscht. Sie beschreibt, welche Fähigkeiten dafür nötig sind und wie wichtig es ist, eine gute Begleitung sicherzustellen, wenn ein Teamkollege zum Chef befördert wird und sich entwickeln darf.
Für mich bedeutet Führung nicht mehr, dass meine Vorgesetzten alle wichtigen Entscheidungen alleine treffen und in allem Experten sein müssen. Stattdessen wünsche ich mir, dass sie ein Team aufbauen und uns Mitarbeitende befähigen. Es ist unrealistisch, dass ein:e Chef:in in jedem Bereich Experte ist. Daher ist es viel wichtiger, das Team zu stärken, uns einen sicheren Raum zu bieten und nur dann einzugreifen, wenn wir Unterstützung benötigen.
Ich wünsche mir, dass in der Führung der Mensch ins Zentrum gerückt wird und meine Vorgesetzten auch Schwächen zeigen und zugeben können. Es ist wichtig, dass sie aktive Zuhörer und Coaches sind, sowie Moderatoren in ko-kreativen Prozessen. Dabei sollten sie echte Wertschätzung zeigen, indem sie wirklich wahrnehmen, was jede Person täglich leistet, und dies auch anerkennen und ausdrücken können. Welche Fähigkeiten sind dafür nötig?
Achtsamkeit und Selbstreflexion
Führungskräfte sollten aus meiner Sicht regelmässig ihre eigenen Denkmuster, Emotionen und Reaktionen reflektieren, da Achtsamkeit dabei hilft, sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden und sie nicht impulsiv auszuleben. Dies schafft Raum für überlegte und wertebasierte Entscheidungen. Weiter werden dadurch unbewusste Vorurteile und alte Verhaltensmuster erkannt und überwunden. Selbstreflexion fördert zudem die persönliche Weiterentwicklung und hilft, eigene Stärken und Schwächen besser zu erkennen, um gezielt an der eigenen Führungsqualität zu arbeiten.
Offene und neugierige Haltung
Eine offene und neugierige Haltung als Führungskraft bedeutet, stets bereit zu sein, neue Ideen und Perspektiven zu erkunden. Diese Haltung fördert eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Innovation im Team. Führungskräfte, die neugierig sind, stellen Fragen und hören aktiv zu, um die besten Lösungen gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden zu entwickeln. Sie zeigen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, indem sie sich auf Veränderungen einlassen und neue Ansätze ausprobieren. Durch ihre Offenheit schaffen sie ein vertrauensvolles Umfeld, in dem sich Mitarbeitende sicher fühlen, ihre Meinungen und Ideen zu teilen.
Empathie und emotionale Agilität
Ein modernes Menschenbild beinhaltet Empathie und Verständnis für die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen der Mitarbeitenden. Vorgesetzte sollten ein offenes Ohr für persönliche Anliegen haben und Unterstützung bieten, wo immer es möglich ist.
Emotionale Agilität ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle mit Neugier, Mitgefühl und Mut zu betrachten, um dann werteorientiert zu handeln. Diese Fähigkeit hilft Führungskräften, flexibel auf Emotionen zu reagieren, anstatt sie zu unterdrücken oder sich von ihnen überwältigen zu lassen. Es ermöglicht Führungskräften authentisch, flexibel und empathisch zu handeln und so ein positives und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Emotionale Agilität ist nicht nur eine persönliche Stärke, sondern auch ein entscheidender Faktor um den Erfolg des Wohlbefindens des gesamten Teams zu stärken. In einem unterstützenden Umfeld werden Mitarbeitende ermutigt, konstruktiv mit Herausforderungen umzugehen, wodurch die Resilienz des gesamten Teams gestärkt wird. Dies bedeutet auch, flexibel auf Veränderungen und unerwartete Situationen zu reagieren. Führungskräfte sollten in der Lage sein, ihre Strategien und Ansätze anzupassen, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden.
Kommunikation und psychologische Sicherheit
Eine offene und transparente Kommunikation ist für mich sehr entscheidend. Vorgesetzte sollten in der Lage sein, klar und verständlich zu kommunizieren, sowohl in Bezug auf Aufgaben als auch auf Feedback. Regelmässige Meetings und offene Türen für Fragen und Anliegen sind hierbei wichtig.
Führungskräfte, die die Fähigkeit psychologischer Sicherheit besitzen, schaffen eine Umgebung, in der das Team offen und ehrlich kommunizieren kann und sich traut Fragen zu stellen, Fehler zuzugeben und neue Ideen zu teilen – ohne Angst. Diese Fähigkeit ermöglicht es Führungskräften, Vertrauen und Engagement innerhalb des Teams zu fördern, was zu höherer Kreativität und Produktivität führt. Führungskräfte sollten ihre eigenen Emotionen und Gedanken klar kommunizieren und gleichzeitig offen sein für die Anliegen ihrer Mitarbeitenden. Dies fördert eine Kultur des Vertrauens und der Zusammenarbeit.
Vision und Kreativität
Vision und Kreativität als Führungsqualitäten bedeuten, eine inspirierende und klare Zukunftsvision zu entwickeln, die das Team motiviert und leitet. Kreative Führungskräfte fördern innovative Denkweisen und ermutigen ihre Mitarbeitende, unkonventionelle Lösungen zu finden. Durch ihre Vision und Kreativität schaffen sie eine dynamische Arbeitsumgebung, in der kontinuierliche Verbesserungen und Wachstum möglich sind.
Proaktives Handeln
Führen bedeutet für mich, vorausschauend und initiativ zu agieren, anstatt nur auf Ereignisse zu reagieren. Es erfordert, potenzielle Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, bevor Probleme entstehen. Führungskräfte, die proaktiv handeln, fördern Innovation und verbessern die Effizienz innerhalb ihres Teams. Diese Qualität trägt dazu bei, Risiken zu minimieren und Chancen zu maximieren, was zu einem nachhaltigen Erfolg führt.
Gewünschtes Mitarbeiterbild
All diese Führungsqualitäten orientieren sich stark an der «Theorie U», entwickelt von Otto Schramer, in welcher die Bedeutung von Selbstreflexion und Achtsamkeit für Führungskräfte betont wird, um nachhaltige und zukunftsorientierte Veränderungen zu bewirken. Anhand dieser Führungsqualitäten wünsche ich mir folgendes Mitarbeiterbild von meiner Führungsperson:
- Potenzialentfaltung, dass Mitarbeitende in einem unterstützenden Umfeld ihre kreativen Fähigkeiten und Innovationen voll ausschöpfen können, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.
- Partizipation, dass Mitarbeitende aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, wodurch ihre Kreativität und Engagement gefördert und gemeinsame Ziele effektiver erreicht werden.
- Vertrauen und Zusammenarbeit, dass Mitarbeiter in einem Umfeld arbeiten, in dem gegenseitiges Vertrauen und kooperative Zusammenarbeit gefördert werden, um gemeinsame Ziele effektiv zu erreichen.
Diese Ansätze helfen, eine positive und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter wachsen und sich weiterentwickeln können.
Führung ist aus meiner Sicht als Mitarbeiterin bereits eine herausfordernde Aufgabe und wenn ein Kollege oder eine Kollegin aus dem Team zum neuen Vorgesetzen ernannt wird, sind all diese Punkte enorm wichtig.
Coaching zur Führungsvorbereitung
Da wir in unserem Berufsalltag immer wieder erleben, dass Mitarbeitende vom «Mitarbeitenden zum Chef» befördert werden, haben wir uns überlegt, wie wir diese künftigen Führungskräfte in ihrer neuen Rolle stärken und befähigen können. Entstanden ist ein kompaktes Coachingangebot, in welchem wir im Rahmen eines Fünf-Etappen-Kurzprogramms auf folgende Punkte eingehen:
- Durchführung einer Persönlichkeits- und Potenzialanalyse mit Fokus auf die Führung
- Selbstkenntnis, Selbstführung, Selbstmanagement und Ressourcenmanagement
- Auseinandersetzung mit dem Menschenbild, der Haltung, dem Führungsstil und der Rolle
- Auseinandersetzung mit den Führungsaufgaben (strategisch, taktisch, operativ)
- Beleuchtung von Systemen (Organisation, Abteilung, Team) in Bezug auf die Führung
Details zu diesem Angebot finden Sie auf unserer Website und im Angebots-Flyer.
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Rahel Dettling ist bei der nw GmbH als Coach und Integrationsberaterin tätig. Erfahren Sie mehr über die Autorin.